Amazonas

Konsum frisst Regenwälder

Greenpeace-Report zeigt: Selbstverpflichtungen der
Industrie reichen nicht aus, Unternehmen müssen gesetzlich
zu nachhaltigen Lieferketten verpflichtet werden

Das Jahr 2019 könnte das schlimmste für Amazonien werden – im Juni verschwand jede Minute ein Waldgebiet in der Größe eines Fußballfeldes. Trotz des geltenden Soja-Moratoriums. Und trotz freiwilliger Selbstverpflichtungen der globalen Konsumgüterkonzerne wie Nestlé oder Unilever. Noch immer stehen 80 Prozent der weltweiten Abholzung in direktem Zusammenhang mit der Landwirtschaft, vor allem betrifft das den Anbau von Futtermitteln.

Dass Industriezusagen das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, bestätigt ein aktueller Greenpeace-Report: Bei mehr als 50 Unternehmen, von denen sich ein Teil schon im Jahr 2010 verpflichtet hatte, Waldvernichtung in ihrer Lieferkette binnen zehn Jahren auszuschließen, hat Greenpeace nun nachgehakt. Das Ergebnis ist erschütternd. Nicht ein einziges Unternehmen kann 100-prozentig garantieren, dass die Produkte – sei es Schokolade, Shampoo oder Verpackungsmaterial – kein Palmöl, Soja oder Zellstoff enthalten, für deren Anbau Wälder zerstört wurden. Waldzerstörung befeuert die Klimakrise und das Artensterben.

Die Abholzung des Regenwaldes bedroht viele Amazonasbewohner wie etwa
Blaustirnamazone, Satansaffe und Jaguar

Die Bundesregierung macht da keine bessere Figur: Bis 2020, darauf hatte sie sich 2015 in der Amsterdam-Erklärung gemeinsam mit anderen europäischen Ländern verpflichtet, wollte sie Waldzerstörung aus den Lieferketten für Agrargüter verbannen. Die bisherigen Maßnahmen lassen jedoch nicht erkennen, dass sie dieses Ziel erreichen wird.

Greenpeace fordert deshalb wirksame Gesetze, um sicherzustellen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Waren kaufen können, für die weder Wälder zerstört noch Menschenrechte verletzt werden. „Vom Rohstoff bis zum Produkt muss nachvollziehbar sein, dass Menschenrechte und Umweltbestimmungen eingehalten werden“, sagt Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens.

„Die Bundesregierung muss handeln, denn wenn wir weiter Wälder verlieren, verlieren wir auch den Kampf gegen die Klimakrise.“

Gesche Jürgens Greenpeace-Waldexpertin

Und wohl auch den gegen das Artensterben. Erst im Mai warnte eine UN-Studie, dass eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Zu den Hauptursachen zählt die Wissenschaft die ungebremste Zerstörung von Wäldern und die damit einhergehende Vernichtung von Lebensräumen.

Eine nachhaltige Lieferkette wünscht sich laut einer repräsentativen Umfrage eine überwiegende Mehrheit der EU-Bevölkerung: 87 Prozent sind es in der EU, 83 Prozent in Deutschland.