Greenpeace

Editorial

Liebe Förderinnen und Förderer,

an dieser Stelle blickt Sie nun ein neues Gesicht an. Wer ist das denn, mögen Sie sich fragen. Mein Name ist Roland Hipp, am 1. Juli habe ich die Geschäftsführung von Brigitte Behrens übernommen, sie ist nach fast 30 Jahren Greenpeace in den Ruhestand gegangen. Brigitte und ich kennen uns schon lange, viele Jahre durfte ich zunächst als Kampaigner und dann als ihr Stellvertreter meinen Teil zu Greenpeace beitragen.

Greenpeace hat mich schon Anfang der 80er Jahre gepackt. Eine TV-Sendung mit dem Titel „Helden oder Spinner“ zeigte die Arbeit von Greenpeace, für mich war klar, das sind eben keine Spinner. 1983 konnte ich als Ehrenamtlicher in Stuttgart anfangen, die Sicherheit von Atomkraft und Atomtransporten war mein Thema. Tage- und wochenlang habe ich Laster mit Atomfracht verfolgt, um aufzuzeigen, wie die Bevölkerung in Städten von diesen Transporten gefährdet wird. Ich habe zu der Zeit mehr im Auto gelebt als in einer Wohnung. Auch später, als ich 1991 Kampaigner mit einem festen Job bei Greenpeace wurde, war Atomenergie mein Hauptthema. Für Aktionen und Strahlenmessungen waren wir an den Wiederaufarbeitungsanlagen im französischen La Hague und in Sellafield in England. Wir untersuchten dort die Strahlung im Meer, in Böden, Pflanzen, auch in den Häusern der Anwohner, bei denen wir gelebt haben. Dort haben wir Plutonium im Staubsaugerbeutel gefunden und auf dem Teller, Kinder hatten Leukämie.

Atomenergie ist eine der größten Ungerechtigkeiten die es gibt: Wenige verdienen Unsummen auf Kosten Vieler, haben sich der konkreten Verantwortung entzogen und alle Konsequenzen in eine Zukunft verschoben, die wir nicht einmal erahnen können, dabei weltweit geschützt und unterstützt von der Politik. Die Atomkraft in Deutschland hat uns bereits Hunderte Milliarden gekostet. In Zukunft wird das noch mehr werden, mit den weiteren Subventionen und den Unsummen für Abbau und Endlagerung. Das werden in großen Teilen Sie und ich bezahlen und Generationen nach uns. Nicht die Verursacher. Für mich war und ist die Energiewende daher schon immer einer der wesentlichen Punkte für Greenpeace, mit der Gründung von Greenpeace Energy als Genossenschaft haben wir vor rund 17 Jahren gezeigt, dass Strom sauber und nachhaltig produziert werden kann. Nun erzeugt Deutschland zeitweilig über 80 Prozent des gesamten Strombedarfs aus den Erneuerbaren, im Schnitt sind das 33 Prozent über das gesamte Jahr.

Gerne möchte ich erleben, wie nicht nur das letzte Atomkraftwerk, sondern auch das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland abgeschaltet wird. Das wird noch dauern, bis Deutschland und auch Europa kohlefrei sind, trotz Bedrohung durch Klimawandel und Vereinbarung beim Klimagipfel. Aber Greenpeace hat einen langen Atem. Da haben uns schon viele unterschätzt und sich hinterher gewundert, wie hartnäckig die Organisation ist. Das weiß Shell seit Brent Spar und auch wieder seit letztem Jahr, als der Konzern seine Ölbohrpläne vor der Küste Alaskas stoppte – Greenpeace hatte sich intensiv dafür eingesetzt. Das wissen die Modefirmen, die ihre Produktion auf unseren Druck hin entgiften, die Fischer, denen wir auf die Finger schauen und die Holzfirmen und Nahrungsmittelhersteller, denen wir seit vielen Jahren auf die Pelle rücken, damit sie den Urwald endlich in Ruhe lassen.

Die Umwelt kommt immer mehr unter Druck, in vielen Ländern auch Umweltschützer. Dem werden wir uns weiter entgegenstellen: Mit unseren Kampagnen und unseren Konzepten für ein modernes, zeitgemäßes und nachhaltiges Leben: Ohne Zerstörung und Ausbeutung, in dem Umweltschutz auch Freude machen kann, wir respektvoll mit Ressourcen und Leben umgehen und Umweltschutz auch Menschenschutz ist.

Wir wollen Viele überzeugen, damit wir gemeinsam eine noch größere Wirkung entfalten. Das ist meine Aufgabe, und es ist die beste, die ich mir vorstellen kann.

Ihr Roland Hipp

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