Gemeinwohl

Nicht geld sondern lebensqualität

Greenpeace startet wachstumskritischen Diskurs und erstellt eine Gemeinwohlbilanz

„Wir dürfen unsere Wirt­schaft nicht den Ökonomen überlassen. Wir müssen uns selbst darum kümmern!“

Christian Felber entwickelte das alternative Wirtschaftsmodell der Gemeinwohlökonomie

Trotz vieler Erfolge der Ökobewegung und einem steigenden Umweltbewusstsein in der Bevölkerung werden unsere Lebensgrundlagen nach wie vor rasant zerstört. Schlicht, weil es sich wirtschaftlich lohnt. Mit der Übernutzung unserer Ressourcen machen nach wie vor einige Wenige fette Gewinne – zum Schaden von Umwelt und Gesellschaft. Greenpeace hat zusammen mit Förderern, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen eine „Postwachstumswerkstatt“ eingerichtet und einen wachstumskritischen Diskurs gestartet. Darin wird darüber diskutiert, wie Greenpeace mithelfen kann, die Weichen zu einer Gesellschaft jenseits des Wachstumszwangs zu stellen. Aber auch darüber, wie Arbeitsweisen und Strukturen der Organisation selbst verändert werden müssen. Greenpeace hat die Meinung von 1500 Förderern eingeholt. Wie sich herausstellte, sind 90 Prozent der Befragten mit dem aktuellen Wirtschaftssystem unzufrieden. Die größten Herausforderungen der Zukunft sind aus ihrer Sicht die Bewältigung der Umweltkrise und der weltweiten Armut.

Einen Initialfunken für konkretes Handeln lieferte der Attac-Mitgründer Christian Felber, den Greenpeace zu einem Vortrag über seinen Entwurf einer Gemeinwohlökonomie nach Hamburg eingeladen hatte. In dieser Wirtschaftsform steht nicht der Profit Einzelner, sondern die Lebensqualität der gesamten Gesellschaft im Mittelpunkt. „Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Es soll dem Gemeinwohl dienen, nicht umgekehrt“, sagt Felber. Seit sechs Jahren wirbt der Salzburger Sprach- und Sozialwissenschaftler für diese Idee, die international mehr und mehr Anhänger findet.

Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Es soll dem Gemeinwohl dienen, nicht umgekehrt“

Greenpeace schließt sich nun der Bewegung an: Die Umweltorganisation wird eine „Gemeinwohlbilanz“ ihrer Tätigkeiten erstellen. Sie ist ein bewusstes Gegenmodell zur üblichen Bilanz, denn neben Einnahmen und Ausgaben bewertet sie auch ökologische und soziale Faktoren wie die Nachhaltigkeit von Materialien und Produkten, den Umgang mit Mitarbeitern sowie Transparenz und Mitbestimmung. „Die Suche nach neuen Wegen hat begonnen. Wir sind unterwegs, aber noch lange nicht am Ziel“, resümiert Teamleiter Unnolf Harder den Beginn der Debatte über Wachstumskritik bei Greenpeace.