Schon damals, als Greenpeace-Demonstranten noch Bettlaken zusammennähten, bemalten und von Türmen und Schornsteinen hängen ließen, war Ingrid Boitin bei Aktionen dabei, als eine der ersten in Lübeck. Heute ist sie 66 Jahre alt, seit ein paar Monaten in Rente, aber immer noch fit, tatkräftig „und aktiver denn je“. Sie wohnt in einer Ökosiedlung, lebt vegetarisch, fährt Rad und Bahn, fliegt nicht und stellt Wasch- und Spülmittel und verschieden Cremes selbst her – ohne Mikroplastik, versteht sich. Zuweilen stellt sich die Umweltschützerin auch Kohlebaggern in den Weg oder springt – wie im Sommer 2017 beim G20-Gipfel – in die Elbe, um gegen US-Präsident Trumps Klimapolitik zu demonstrieren. Angst hat sie nicht. Ein bisschen vielleicht vor der Tiefe des Meeres, obwohl sie die Ozeane über alles liebt. „Das Meer berührt mich sehr“, sagt die ehemalige Personalleiterin einer mittelständischen Firma. Auf ihrem Computer erscheint ein Bewerbungsformular – die frisch gebackene Rentnerin ist gerade dabei anzuheuern. Sie will einmal in ihrem Leben auf dem Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ mitfahren – am liebsten in die Arktis. An Bord der „Beluga II“ war sie schon zweimal. Dort hat sie die wahrscheinlich entscheidende Inspiration bekommen, ihr Erbe Greenpeace zu vermachen. „An Bord hängt das Porträt von Ilse Vormann, die mit ihrem Vermächtnis den Bau des Schiffes erst möglich gemacht hat“, erzählt die Wahl-Lübeckerin, die ursprünglich aus Hamburg stammt. Da sie selbst keine Kinder oder andere gesetzliche Erben hat, würde ihr Vermögen ohne Testament automatisch an den Fiskus übergehen. Das wollte sie auf keinen Fall. Deshalb hat Ingrid Boitin schon vor fünf Jahren ihr Testament aufgesetzt und darin Greenpeace und den Rechtshilfefonds bedacht.
„Es ist gut zu wissen, dass sich Menschen aufgrund meines Erbes weiter für die Rettung des Planeten einsetzen können, auch wenn ich nicht mehr da sein werde.“
Gerade hat sie mit ihrer Lübecker Gruppe die Arche Warder besucht, das Zentrum für bedrohte Nutztierrassen in der Nähe von Kiel. Nächstes Jahr ist ein Ausflug ins Ozeaneum in Stralsund geplant, in dem eine beeindruckende Walausstellung von Greenpeace zu sehen ist. Dorthin wird sie auch schon in ein paar Tagen aufbrechen: Sie soll einen Vortrag über die Antarktis halten, eines ihrer Lieblingsthemen. Angefragt wird die erfahrene Ehrenamtliche auch zu Vorträgen über Greenpeace oder zu Mikroplastik. Das macht sie immer gerne. Und falls es ein Honorar gibt, spendet sie es an den Rechtshilfefonds. „Ich hab mich sogar mal bei Greenpeace beworben“, verrät sie. In den Achtzigerjahren habe die noch junge Organisation jemanden für die Betreuung der Ehrenamtlichen gesucht. Sie habe es sich dann aber doch anders überlegt, weil sie damals glaubte, nicht immer nur gegen etwas kämpfen zu wollen. Dass das Engagement für Greenpeace viel Positives mit sich bringt, hat sie erst später realisiert. Nun stärkt sie die Organisation auch noch mit ihrem letzten Willen.
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