„Et bliev nix wie et wor”

Gruppenporträt

Greenpeace Köln kämpft mit Initiativen, Petitionen und Fahrraddemos für gute Stadtluft

Wie wäre es, wenn plötzlich alle Autos verschwänden? Wovon viele Städter träumen, wird jedes Jahr in einem Kölner Viertel Wirklichkeit: „Kinder spielen auf der Straße, die Leute stellen Sofas und Tische raus und genießen die Ruhe und den vielen Platz!“, erzählt Tim Petzoldt von Greenpeace Köln. Mit dieser Aktion wollen die Umweltschützer Lust auf die Verkehrswende machen. Denn Köln ist noch immer eine Autostadt, geplagt von Staus, chronischer Parkplatznot und schlechter Luft. Schon vor zweieinhalb Jahren sind einige der 20 Aktiven mit einem Messgerät auf einem Fahrradanhänger kreuz und quer durch die City gefahren. Das Ergebnis war wenig überraschend: An vielen Hauptverkehrsstraßen und anliegenden Schulen wird der Stickoxidgrenzwert nicht eingehalten. Daran hat sich nichts geändert. Muss aber. Seit Monaten organisiert die bunt gemischte Gruppe darum „Blue Rides“ – Fahrraddemos, deren Teilnehmer und Teilnehmerinnen in blauen Shirts eine bessere Atemluft fordern. Auch das Aktionsbündnis „RADKOMM“, an dem sich die Greenpeace-Ehren-amtlichen beteiligen, macht Druck: Im Sommer startete eine landesweite „Volksinitiative Aufbruch Fahrrad“, die, ähnlich wie in Berlin, ein Fahrradgesetz für ganz Nordrhein-Westfalen auf den Weg bringen will. 66.000 Unterschriften müssen bis Juni 2019 zusammenkommen.

„Wir werden locker viel mehr schaffen“

Davon ist Greenpeacer Petzoldt, 41, überzeugt. Auch, weil er weiß, dass sieben weitere Greenpeace-Gruppen aus der Region mitziehen.

Nicht nur aus Auspuffen, auch aus der Region droht Gesundheitsgefahr: Aus dem rheinischen Kohlerevier weht jede Menge dreckige Luft in die Domstadt. Dass der Energiekon­zern RWE sogar ein neues Kohle­kraftwerk bauen will, obwohl aufgrund des Klimawandels am zügigen Kohleausstieg kein Weg vorbeiführt, empört die Umweltaktivisten. Petzoldt & Co. wollen diesen klimaschädlichen Neubau mit einer Petition verhindern. Außerdem recherchiert Greenpeace Köln, welche Kommunen in NRW noch immer RWE-Aktien besitzen, und drängt diese zum Verkauf. Einige machen dann tatsächlich beim sogenannten Divestment mit, der Kölner Finanzausschuss hält allerdings noch an den Kohlebeteiligungen fest. „Aber auch dieser wird über kurz oder lang die Zeichen der Zeit verstehen“, ist sich Manfred Bigge sicher. Seit der Gründung der Gruppe im Jahr 1982 hat der inzwischen 79-Jährige mit vielen Mitstreitern bewiesen, dass sie beim Einsatz für den Umweltschutz einen langen Atem haben. Denn auch und vor allem in Köln gilt: „Et bliev nix wie et wor“.