Weiterbildung muss verbindlich und die Produkte müssen verlässlich sein

Weiterbildung ist ein entscheidender Baustein für digitale und pädagogische Kompetenz.

Die Unterschiede sind hier bei Lehrer:innen groß. Aus der Sicht der betroffenen „Ersatzlehrer:innen“, also der Eltern und Familienangehörigen zuhause, ergibt sich folgendes aktuelles Bild: Etwa die Hälfte der Eltern war zufrieden mit dem Unterricht, ein Drittel jedoch auch unzufrieden. 54 Prozent geben in der Studie des eGovernment MONITOR 2020 an, die Lehrer:innen hätten den digitalen Unterricht auf eigene Initiative gestaltet. 42 Prozent sagen hingegen, dass die Lehrkräfte überfordert waren. Den Einsatz der Schulen selbst fanden 59 Prozent zufriedenstellend – zumindest hätten die Schulen alles getan, was in ihrer Macht stand. Ein Drittel empfand die Schulen als bremsend. Vor diesem Hintergrund müssen Fortbildungen für Lehrer:innen über die Nutzung digitaler Werkzeuge im Unterricht verpflichtend werden. Gleiches gilt für die Anträge aus dem Digitalpakt Schule, der ja immerhin mit 5,5 Milliarden Euro gut gefüllt wurde.

Rein rechnerisch bedeutet dies für jede der ca. 40.000 Schulen in Deutschland im Durchschnitt einen Betrag von 137.000 € oder umgerechnet auf die derzeit ca. 11 Millionen Schüler:innen eine Summe von 500 € pro Schüler:in (BMBF). Schulen sollten mit der Erarbeitung der Medienentwicklungspläne, die eine Voraussetzung für den Zugriff auf das Budget des Digitalpakts sind, bei Bedarf auf Expert:innen-Unterstützung zurückgreifen können. Und dies auch während der Umsetzung. Ansonsten verbleibt die neue technische Ausstattung im Keller, ungenutzt: weil Expert:innen zum Einrichten der Geräte fehlen oder es an Know-how mangelt, die Laptops technisch zu bedienen oder didaktisch sinnvoll einzusetzen.

Klassischer analoger Unterricht lässt sich nicht eins zu eins in den digitalen Raum übertragen, kein Mensch hält neun frontale Schulstunden via Videokonferenz durch. Wie übrigens auch nicht im synchronen Unterricht, also in der normalen Schulklasse. Eine veränderte Lernkultur setzt auf veränderte Kommunikation, mehr Kollaboration, auf kritisches Denken und Kreativität. Besonders die Gestaltung des digitalen Fernunterrichts während der Lockdown-Perioden macht also die Notwendigkeit solider Digitalkompetenzen in der Lehrer:innenschaft sichtbar.

Im Rahmen des Deutschen Schulbarometers wurden in ganz Deutschland unter 1.000 Lehrkräften repräsentative Befragungen durchgeführt. Die Erstbefragung im März 2020 sowie die Folgebefragung im Dezember 2020 haben zur Situation und Entwicklung der Schulen während der Corona-Pandemie folgende Erkenntnisse gebracht:

· Die digitale Ausstattung für die Schüler:innen und die Schulen haben sich kaum verbessert. Einzig die Kommunikation über Lern- und Arbeitsplattformen wurde erheblich ausgebaut.

· Dennoch haben Lehrkräfte individuell gerade beim Einsatz digitaler Formate und Tools viel Neues gelernt, was sie auch in Zukunft im Präsenzunterricht anwenden möchten.

· Schon jetzt stellen knapp 40 Prozent der Lehrkräfte messbare Lernrückstände bei mehr als der Hälfte ihrer Schüler:innen fest.

'Climate School Conference' an der Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule in Berlin.

Ist die Schulung der Lehrer:innen das eine zentrale Problem, so ist die Zuverlässigkeit der angebotenen Produkte das andere Problem. Trainingsmaterial für den fachgerechten Einsatz digitaler Lernanwendungen gibt es. Diese müssen auch für Lehrer:innen aufbereitet sein, die unsicher im digitalen Metier sind. Dies funktioniert gut über Tutorial-Videos.