Tschernobyl: Lang ist’s her, aber …

April

Vor 30 Jahren hält der Super-GAU des damals sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl die Welt in Atem.

… 1986 und in den Jahren danach: ungenießbare Waldbeeren in Bayern, ebenso bitte kein Wild aus der Region essen. Kinder sollten nicht draußen im Sand spielen. Das war in Deutschland – und nur die alleroberste Spitze des Eisbergs. Die Radioaktivität hatte sich großflächig verteilt. Am stärksten betroffen: die Ukraine, Weißrussland und Russland. Sie bekamen rund 63 Prozent der radioaktiven Strahlung ab.

Und wie hat es in der Region um das havarierte Kraftwerk ausgesehen?

Tschernobyl – sieben Fakten im Überblick:

1.) Zwei Tage Strahlung

Die Menschen in Pripjat, der nahegelegenen Stadt, waren hohen Dosen Radioaktivität ausgesetzt – bis zur Evakuierung zwei Tage nach dem Unfall. Vor Ort war die Belastung so stark, dass sich beispielsweise die Augenfarbe von Feuerwehrmann Vladimir Pravik veränderte: von braun zu blau. Die Menge an insgesamt freigesetztem radioaktivem Material ist circa 200-mal höher als die, die durch die Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima in die Umwelt gelangt war.

Pripjat 30 Jahre nach dem Super-GAU: Eine Gespensterstadt mit dem AKW im Hintergrund.
Pripjat 30 Jahre nach dem Super-GAU: Eine Gespensterstadt mit dem AKW im Hintergrund.

2.) Alles kontaminiert

Tschernobyl beeinträchtigt sämtliche Lebensbereiche in den kontaminierten Regionen. Radioaktivität ist in der Milch, die die Menschen trinken, in der Nahrung, die sie essen, auf den Spielplätzen, auf denen ihre Kinder spielen und in dem Holz, mit dem sie heizen.

3.) Abschalten, von wegen!

Es hätte nahegelegen, nach dem Super-GAU die übrigen drei Blöcke des AKW in Tschernobyl abzuschalten. Weit gefehlt! Einer der Reaktoren wurde bis ins Jahr 2000 betrieben.

4.) Schutz nach dem Matroschka-Prinzip

Der Sarkophag, der direkt nach dem Unfall über dem havarierten Kraftwerksblock errichtet wurde, ist lange marode. Eine neue Schutzhülle ist in den vergangenen Jahren gebaut worden und seit Dezember 2016 über dem havariertem Reaktor. Sie „hält“ circa 100 Jahre, Plutonium-239 hat eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren.

Der nach der Katastrophe schnell errichtete Sarkophag sollte verhindern, dass noch mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Seine Lebenszeit war bereits überschritten. Eine neue Schutzhülle wurde im Dezember 2016 über die Ruine geschoben, auch sie hat eine begrenzte Lebensdauer.
Der nach der Katastrophe schnell errichtete Sarkophag sollte verhindern, dass noch mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Seine Lebenszeit war bereits überschritten. Eine neue Schutzhülle wurde im Dezember 2016 über die Ruine geschoben, auch sie hat eine begrenzte Lebensdauer.

5.) 30 Jahre später: unbewohnbar!

30 Jahre nach dem Unglück ist Pripjat immer noch hochgradig verstrahlt. Menschen können hier in absehbarer Zeit nicht mehr leben, ohne sich hohen Strahlendosen auszusetzen. Tiere in der 30 Kilometer-Zone rund um Tschernobyl weisen eine höhere Sterblichkeit, geringere Fruchtbarkeit und überdurchschnittlich viele Mutationen auf.

Christus und die Warnung vor Radioaktivität in trauter Vereinigung: Pripjat 30 Jahre danach.
Christus und die Warnung vor Radioaktivität in trauter Vereinigung: Pripjat 30 Jahre danach.

6.) Roter Wald

Die hohe Strahlung tötete viele Bäume und sorgte bei den abgestorbenen Kiefern in weiten Teilen für die rötlichen Verfärbungen; deswegen wird der Wald rund um Tschernobyl „Roter Wald“ genannt.

7.) Neue Atomkraftprojekte

Die Folgen der Katastrophe werden systematisch kleingeredet und verschleiert: Statt die Überlebenden angemessen zu entschädigen und zu versorgen, wollen die Atomindustrie und die Regierungen in der Ukraine, Weißrussland und Russland erneut Milliarden in Atomkraft-Projekte stecken.